Inhalt

Carducation schafft mit Kartenspiel Bewusstsein für Klimaschutz im Alltag

Schulfirma mit Deutschem Gründerpreis ausgezeichnet

Carducation

© Carducation

Nach dem Motto „die Quelle alles Guten liegt im Spiel“ klärt das hessische Schulteam aus Kelkheim mit einem Kartenspiel darüber auf, was der Klimawandel bedeutet und wie jeder einzelne das Klima schützen kann. Das 14-köpfige Team um Carducation hat ein Klima-Kartenspiel namens Ecucation entwickelt. Dies soll Kindern und Erwachsenen dabei helfen, ein tieferes Verständnis für den Klimaschutz zu entwickeln. Neben Fakten zum Schutz des Klimas, erlernen Spielbegeisterte auch soziale Kompetenzen und Teamfähigkeit: „Die Welt können wir schließlich nur gemeinsam retten“, sagt Dennis Rodin, der Geschäftsführer der Schulfirma. Im Rahmen des IW-JUNIOR-gGmbH-Programms ist die Schulfirma für ihre Idee bereits mit zwei Preisen belohnt worden: Nach dem Sieg beim Bundeswettbewerb „Beste Schülerfirma JUNIOR 2022“ gewann das Team beim Europafinale in Tallinn die Bronzemedaille und zwei Signature Awards.

„Klimaschutz kann man in vielerlei Hinsicht betreiben. Unser Spiel fokussiert sich auf die Transformation der Wirtschaft,“ erklärt der Geschäftsführer Dennis Rodin. Man lerne durch das Spiel besonders schnell, dass es nicht ausreicht, einfach nur Kohlekraftwerke zu schließen. Es sei auch wichtig, dass die Wirtschaft in Schwung bleibt, um neue Innovationen wie Erneuerbare Energien voranzutreiben. Auch Arbeitsplätze sollten erhalten bleiben.

So funktioniert Ecucation

Ecucation enthält 64 Spielkarten, 40 Münzen und ein „Katastrophometer“ mit einer Skala von null bis 100. Jede Karte ist mit einem Infotext – wie zum Beispiel einer Zusammenfassung zur Mülltrennung – versehen. Es gibt CO2-Karten und wirtschaftlich profitable Spielkarten, mit denen entsprechendes Einkommen generiert werden kann. Im Uhrzeigersinn ziehen bis zu vier Spielerinnen und Spieler Karten, deren jeweiliger Kaufpreis eine Spielerin oder ein Spieler mit Spielmünzen bezahlen muss. In jeder Runde erhalten die Spielerinnen und Spieler ein für ihre Karte zutreffendes Einkommen. Zudem werden die auf den Karten ausgezeichneten CO2-Punkte addiert. Sammeln die Spieler viele CO2-Punkte, steigt die Anzeige auf dem sogenannten Katastrophometer bedrohlich an. Dennoch müssen sie auch „Geld verdienen“ bzw. Münzen sammeln, um die Wirtschaft in Schwung zu halten – so wie im richtigen Leben. Bei einem Wert von 100 auf der Anzeige des Katastrophometers verlieren die Spielerinnen und Spieler. Die verschiedenen Klimaszenarien wie Überschwemmungen, Waldbrände oder Luftverschmutzungen werden durch den Kauf von Kohlekraftwerken, Industrien, etc. hervorgerufen. Das Spiel rückt auf diese Weise realitätsnahe Szenarien ins Bewusstsein, die u. a. politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen geschuldet sind. Schaffen es die Spielenden jedoch das Katastrophometer auf null zu reduzieren, haben sie die Klimakrise erfolgreich bewältigt. Die Erde ist gerettet.

Bundesminister Dr. Roland Habeck überrascht Carducation beim Tag der Offenen Tür der Bundesregierung

„Mit dem Kartenspiel kann jedes Kind ab acht Jahren Klimaschutz auf spielerische Weise lernen“, sagt Eliana Illy, die das Marketing der Schulfirma verantwortet. Auch Politiker finden das Spiel richtig gut: Bundeskanzler Olaf Scholz besitzt ein Klima-Kartenspiel. Bettina Stark-Watzinger, die Bundesministerin für Bildung und Forschung, hat das Jungunternehmen in ihrem Wahlkreis in Kelkheim besucht, um dann mit ihnen gemeinsam Ecucation zu spielen, erzählt das junge Team begeistert. Und auch Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundesinnenministerin Nancy Faeser besitzen ein Klima-Kartenspiel.

Ein weiterer prominenter Ecucation-Besitzer ist Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Dr. Robert Habeck. Am Tag der Offenen Tür der Bundesregierung überrascht er Carducation, als das Team gerade interessierten Lehrerinnen und Lehrern ihre Fragen zum IW-JUNIOR-gGmbH-Programm beantwortet. Solche Gesprächsrunden bringen den stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden von Carducation Ben Herrigt nicht mehr aus der Ruhe. Nach dem Landes- und Bundeswettbewerb hat das Team Coachings zur Vorbereitung auf Präsentationen und Interviewsituationen im Rahmen des Programms von IW-JUNIOR von der Nachrichtenagentur Bloomberg erhalten.

An diesem stark verregnetem Augusttag in Berlin beantwortet Ben Herrigt auf der Bühne im Goerkehof des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz beim Tag der offenen Tür der Bundesregierung routiniert interessierten Schulen ihre Fragen zur Gründungsphase und zu den späteren Erfolgen von Carducation. Im Fokus der Diskussion steht die Frage, wie man junge Leute gezielt zur Gründung von Start-ups bewegen kann. Ben argumentiert, dass er durch die Schulfirma viel gelernt hat: „Teamgeist, Zeit-Management und eine gute Organisationsstruktur waren am Anfang für uns alle große Herausforderungen. Jetzt sind wir routinierter geworden.“ Solche Kompetenzen müssen Gründerinnen und Gründer unbedingt mitbringen, um ein Unternehmen zu führen. Schließlich tragen während der Schulzeit erworbene Schlüsselqualifikationen auch zur Stärkung der Gründungskultur in Deutschland bei.

„Wir sind jedes Jahr beim IW-JUNIOR-Programm dabei“

Carducation ist eine Schulfirma, die im Rahmen von IW-JUNIOR als AG Arbeitsgemeinschaft durchgeführt und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), dem Institut der deutschen Wirtschaft sowie weiteren Stiftungen und Verbänden unterstützt wird. Jedes Jahr haben Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse der Gesamtschule Eichendorff die Möglichkeit, bei der Neugründung einer Schulfirma mitzuwirken. Es ist das achte Mal, dass eine Schulfirma an der hessischen Schule gegründet wurde. Auch nächstes Jahr soll wieder ein Gründungsprojekt entstehen: „Ich schicke zu Beginn des neuen Schuljahrs das Carducation-Team durch die Klassen, um das Projekt zu bewerben“, sagt Roland Struwe, Schulpate der Schulfirmen (IW-JUNIOR-gGmbH-Projekt des IW Köln).

Das Start-up ist mit 900 Euro Gründungskapital gestartet

Aufgrund der Kontakte, die Carducation bereits in der Gründungsphase aufgebaut hat, beteiligten sich Politikerinnen und Politiker auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene in Form von „Aktien-Käufen“ – einem Firmenanteil in Höhe von jeweils zehn Euro – an dem Klima-Kartenspiel. Sogar zwei Bundesministerinnen aus dem hessischen Wahlkreis besitzen nun Carducation-Anteile. Daran hat sich gezeigt, dass „gutes Networking wichtig ist für den Erfolg“, sagt der verantwortliche Spieleentwickler Aaron Havighorst. Das Klima-Kartenspiel hat sich super verkauft.

Neue Kartenspiel-Version bei Carducation erhältlich

Aktuell kann schon eine zweite Version des Kartenspiels über die Webseite www.carducation.de oder das Instagram-Profil von Carducation erworben werden. Auch einige Schreibwarengeschäfte und Buchhandlungen in Kelkheim haben als Sponsoren beim Vertrieb des Spiels mitgewirkt. Es gibt eine schwierigere und eine einfachere Spielausführung – in englischer oder deutscher Version. „So wollen wir alle Generationen und Nationen an einen Tisch bringen. Gleichzeitig soll das Spiel so einfach wie möglich sein und zu Diskussionen anregen“, sagt Aaron. Außerdem könne man Kartenspiele auch mal schnell in die Tasche stecken – und sie sind günstig in der Produktion wie im Verkauf.

Carducation zählt derzeit 20 „Aktionäre“ bzw. Carducation-Anteilhaber, die mit zehn Euro je eine Aktie gekauft haben. Die Aktionäre unterstützen das Start-up insgesamt mit 900 Euro. Das Junior-Projekt läuft noch ein Schuljahr. Am Ende des Schuljahrs findet eine Hauptversammlung statt – „dann bekommen die Investoren ihre Anteile zurück“, so der Carducation-Vorsitzende Dennis Rodin. „Alles, was wir verdienen, fließt ins Marketing, den Vertriebsausbau oder die Produktion.“ So leistet sich das Gründungs-Team zum Beispiel Plugins oder neue Banner für ihre Webseite.

„Der Arbeitsaufwand wird schnell unterschätzt“

Der Vorstand ist sich im Hinblick auf ihre Ziele einig: „Um wirklich etwas zu bewegen, müssen wir gemeinsam als Team bestehen“, sagt Dennis Rodin. Insgesamt zählt das Carducation-Team zurzeit 14 Mitglieder. Sie hätten letztes Schuljahr mit 40 Interessentinnen und Interessenten begonnen, aber „die vielen Stunden Arbeit haben auch einige Schülerinnen und Schüler vom Projekt abgeschreckt“, sagt Struwe. Insbesondere die Spiel-Entwicklungsphase sei herausfordernd für das Team gewesen. Dazu gehöre viel Motivation: „Der Aufwand hinter solch einem erfolgreichen Projekt wird schnell unterschätzt,“ sagt Struwe. Außerdem käme die Schule zwangsläufig auch mal zu kurz. Dafür erlernen die Schülerinnen und Schüler neue Fähigkeiten wie Team- und Zeitmanagement. „Ich bin viel selbstbewusster geworden und gehe ganz anders auf Menschen zu,“ resümiert Dennis Rodin.

Für Carducation soll es nicht bei einem Kartenspiel bleiben. Es sind bereits neue Themen in Abstimmung. An Ideen und Motivation mangelt es dem Start-up nicht.