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Schach mal anders: blockbaytoys aus Wuppertal erfindet die Figuren neu

Die Wuppertaler Schülerfirma hat das Schachspiel revolutioniert: Mit 3D-gedruckten Figuren, die lokalen Sehenswürdigkeiten nachempfunden sind, bringen sie Städte wie Wuppertal und Köln aufs Brett.

JA Europe Entrepreneurial School Award 2024 – Preisverleihung (von links) Moderatorin von JA Europe, Kilian Rohnert, Moritz Klar, Giulio Pellino, Thies Peters, Jule Wriedt, Maximilian Kothe, Philipp Henkels, Jurymitglied Olivier Lazar, JA Europe CEO Salvatore Nigro

Die Schülerfirma blockbaytoys vom Wuppertaler Gymnasium Bayreuther Straße hat mit ihrem nachhaltigen Schachspiel aus dem 3D-Drucker in diesem Sommer gleich vier große Siege gefeiert: Beim NRW-Landeswettbewerb und beim Bundeswettbewerb von der Initiative IW JUNIOR Schülerfirmen setzte sich das Schulteam gegen die 16 besten Schul-Start-ups von insgesamt 800 teilnehmenden Junior-Schülerfirmen aus ganz Deutschland durch. Dieser Erfolg ebnete den Schülerinnen und Schülern Giulio Pellino, Kilian Rohnert, Moritz Klar, Jule Wriedt, Maximilian Kothe, Sami Celebi, Thies Peters und Philipp Henkels den Weg zum europaweiten Wettbewerb für Entrepreneurinnen und Entrepreneure „Gen-E 2024“ im italienischen Catania, wo sie im Juli erneut zwei erste Plätze belegten – in den Kategorien „Best Application of Project Management“ und „Best Leadership“. Dort traten sie für Deutschland gegen Schul-Start-ups aus 40 verschiedenen Ländern an.

Die Idee, ihre so genannten ReChess-Schachfiguren nach regionalen Sehenswürdigkeiten und bekannten Unternehmen zu gestalten, sei vor neun Monaten im Projektkurs zur Gründung einer Schülerfirma an ihrer Schule entstanden, erzählt blockbaytoys-Vorstandsvorsitzender Giulio Pellino. Sie wollten die Schachfiguren, die seit mehr als 1.900 Jahren kein „Upgrade“ mehr erhalten haben, endlich wieder interessanter machen und haben deshalb „die Schachfiguren neu erfunden“, weshalb ihr Schachspiel „ReChess“ heißt. Aus Sicht von blockbaytoys können sich vor allem junge Menschen nicht mit den Figuren des klassischen Schachspiels identifizieren, weshalb Schach bisher für viele uninteressant war. „Mit den selbst entworfenen Figuren haben wir das Schachbrett wieder in den Mittelpunkt des Spielspaßes gerückt“, so Giuilo.

Ihr Lehrer Karsten Willmund hat sie dann bei der Organisation unterstützt, denn „gerade am Anfang musste man sich um viele Dinge gleichzeitig kümmern“, so Finanzchef Moritz Klar. Dabei habe das achtköpfige Team gelernt, sich selbst zu organisieren. So stellte sich zum Beispiel die Frage: Welche gemeinsamen Kommunikationswege sind gut für die Zusammenarbeit? Dass sich das Finanzteam gut mit dem Marketing abstimmen muss, um ein Massenprodukt zu entwickeln. Der Schlüssel zum Erfolg, so die Gründer Giulio und Moritz, liegt in der digitalisierten Organisation und dem starken Teamgeist. Sie hätten bewiesen, dass sie Projektmanagement in Organisation, Innovation und Umsetzung gelernt hätten. „Mit unseren kreativen Lösungen im Projektmanagement konnten wir auch die internationale Jury vom „Project Management Institute“ überzeugen“, sagt Moritz. Über Plattformen wie Trello und Microsoft Teams tauscht sich das Schulteam aus, plant Aufgaben und behält den Überblick über Finanzen und Produktion.

Auch das Know-how für den sechszehnstufigen Produktionsprozess ihrer ersten eigenen Schachfiguren haben sich die acht Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschüler im Selbststudium angeeignet, erklärt Moritz. Ihr „ReChess“-Konzept findet sich zum Beispiel in der Deutschland-Edition wieder: das Brandenburger Tor als Bauer, das Reichstagsgebäude als Turm, die Elbphilharmonie als Springer, der Kölner Dom als Dame. Die Figuren werden 3D-gedruckt, verpackt, besprüht und durchlaufen die Qualitätssicherung. „Das ist aber nur der Herstellungsprozess“, sagt Giulio von blockbaytoys, jede einzelne Figur muss entworfen, produziert und getestet werden.

Mit den „Unverpackt Läden“ in Deutschland sowie mit dem Wuppertal-Shop hat das Team bereits feste Abnehmer gefunden. Die Schülerfirma setzt auf eine nachhaltige Produktion mit pflanzenbasiertem UV-Harz für den 3D-Druck der Figuren und das FSC-zertifizierte Holz für die Bretter wird mit Hilfe der Lebenshilfe Wuppertal in regionalen Betrieben produziert. Darüber hinaus kooperiert das Schul-Start-up mit der Lebenshilfe Wuppertal mit Jugendlichen mit Einschränkungen im Raum Wuppertal, „damit die Jugendlichen dort gemeinsam mit uns Probebretter entwickeln und sich handwerklich verwirklichen können. Unser Ziel ist es, mit unserer Produktion einen sozialen Mehrwert zu schaffen“, erklärt Giulio ihr Produktionskonzept.

Den größten Umsatz erzielen sie über ihren Online-Shop. Dass sich ihr Geschäftskonzept und die professionelle Marktanalyse ausgezahlt haben, zeigt sich schon jetzt: „Mit unserer derzeitigen maximalen Druckkapazität von zwei kleinen Druckern und einem großen Drucker, können wir bis zu 238 Schachspiele pro Monat produzieren“, erklärt Moritz. Inzwischen sei bereits der vierte Drucker unterwegs. Bei maximaler Auslastung könnten sie mit monatlichen Einnahmen von 19.626,98 Euro rechnen. Bei steigender Nachfrage ermöglicht die vorhandene Infrastruktur eine nachhaltige Produktion, bis eine weitere Expansion mit zusätzlichen Druckern notwendig wird.

Obwohl die Schülerinnen und Schüler von blockbaytoys im nächsten Jahr ihr Abitur am Gymnasium Bayreuther Straße machen, wollen die ambitionierten Gründer ihre Schülerfirma jetzt in eine UG umwandeln und sich mit ihrer Geschäftsidee selbstständig machen. Unterstützung für die Schülerfirma und den weiteren Prozess erhalten sie von der Industrie- und Handelskammer (IHK). So wird es in den nächsten Wochen eine Umstrukturierung und dann eine Neueröffnung geben.

Mit über 350 verkauften Spielen und Kooperationen mit Handelsketten ist blockbaytoys auf Erfolgskurs. Alle ReChess-Schachspiele beginnen bei rund 35 Euro und sind derzeit in sieben Geschäften erhältlich. Die Schülerfirma plant, die Produktion weiter auszubauen und neue Editionen im B2B-Bereich zu entwickeln. Und kooperiert bereits mit großen Unternehmen wie den Sparkassen. Doch damit nicht genug: „Wir wollen unsere Erfahrungen weitergeben und andere Schülerinnen und Schüler für das Thema Unternehmertum begeistern“. Mit Erfolg: Im kommenden Schuljahr wird an ihrer Schule eine neue Schülerfirma an den Start gehen, die von blockbaytoys unterstützt wird.

Übrigens: Auf dem Startup Germany Summit des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz am 17. September geben die blockbayboys ihre Gründungserfahrungen weiter. Im Berliner Congress Center werden sie im Rahmen einer Pitch-Veranstaltung über ihre Erfahrungen als Schülerfirma berichten und wie sie diese in eine UG überführen konnten.

Stand: August 2024